Gute Seemannschaft

Ich muss zugeben,  den Begriff „gute Seemanschaft“ habe ich auch immer etwas abschätzig dem Ehrenkodes der Seefahrer zu Kolumbus Zeiten zugeordnet. Was soll sowas ? Heute leben wir doch in modernen Zeiten – GPS – AIS – Ankeralarm App, was soll da gute Seemanschaft ?
Was spielt es schon für eine Rolle ob die Fender draußen hängen, ob das Dinghi nachgeschleift wird, wo die schlagende Großfall den Nachbarn die ganz Nacht stört, ob der Anker hält, ob….

 


Inzwischen sehe ich das alles ein wenig anders und finde es sehr, sehr Schade, dass „gute Seemannschaft“ immer mehr verloren geht.
Nicht nur Höflichkeit, sondern auch viel Sicherheit geht verloren.

 

Wir haben bei 30kn in Böen 35kn geankert und die Nacht in der engen Ankerbucht verbracht. Mit uns noch 4 weitere Schiffe. Unser Anker war gut eingefahren und der Ankerversuch zweimal gemacht, da beim ersten Mal, mir der Abstand zu anderen Schiffen nicht gefallen hat. Als es dann zur Schlafenszeit immer mehr anfing zu wehen, gab es für uns keine Frage … in der Nacht gibt es eine Ankerwache. Also „schlafe“ ich im Decksalon und behalte das Wetter und das Schiff im Auge, auf der Yacht hinter uns ist auch die ganze Nacht Licht. Der Rest der Yachtis ( Motoryachten und Chartercrews) schlafen seelenruhig.

 

Genau zwei Anker sind in dieser Nacht nicht geslippt. Die der Beiden, die sich die Nacht um die Ohren geschlagen haben und dann die Anderen aus dem Schlaf geholt haben ehe Ihr Boot auf die Felsen oder ein Anderes driftet.

 

Auch wenn es immer mehr Technik auf den Schiffen gibt und die Handhabung der Yachten immer einfacher wird, ein wenig  „gute Seemannschaft“ schadet nicht und macht das Leben für Alle Sicherer und Angenehmer.

 

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Kommentare: 1
  • #1

    Il Capitano (Freitag, 24 Juni 2016 08:45)

    Moin meine Lieber. Da sprichst du mir aus der Seele.
    Jede Segelschule sollte in deren SKS Kursen auch immer Vorträge über gute und schlechte Seemannschaft halten. Und ich habe den Eindruck, dass viele Schüler den Sinn verstehen. Aber wenn sie dann alleine unterwegs sind ist scheinbar alles weg. Oder gibt es da etwa Versäumnisse bei manchen Schulen?
    Wie dem auch sei. Wenn man wie ich schon mehr als 15 tsd am durch die Ozeane gefahren ist, erlebt man immer wieder genau das was du da beschreibst.
    Zuletzt gesehen bei unserem Ausbildungstörn auf Elba. Prüfer auf See übergeben und der andere Skipper haut mir beim ablegen mit seinem Anker ein Loch in den Rumpf. Selbst Segellehrer.
    Oder ein anderer kommt bei fast Windstill in die Box und schrabbt mangels Fendern einem anderen Schiff die Reling weg. Tststs. Das glaubst du manchmal nicht, was du da erlebst.

    Na egal. Man muss halt immer mit der Dummheit der anderen rechnen, wie im richtigen Leben.
    In diesem Sinne
    Immer ne Handbreit Wasser unterm Kiel

    LG Micha